Genau ein Jahr ist es her, dass mich frühmorgens das Vibrieren meines Handys weckte. Eine Nachricht der Frau meines Vaters: "Wir sind noch in Kiew. Heute Nachmittag gehen wir zu meiner Mutter Richtung Westen." Im Zimmer nebenan lief schon der Fernseher, durch die Lautsprecher heulten Sirenen. In der Ukraine war Krieg ausgebrochen.
Kiew: ein letzter Gruß
Die Ukraine. Für mich ein Land, in dem ich oft zu Besuch war. Als Jugendliche mindestens einmal im Jahr. Meine beiden Halbgeschwister wuchsen in der Hauptstadt Kiew auf, für sie ist es ihr Zuhause. Am 24. Februar 2022 waren sie gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Zwei Kinder, damals 12 und 14, mussten das Wichtigste in einen Koffer packen und alles zurücklassen. Freunde, Oma und Onkel, ihre Wohnung.
Beim Verlassen der Stadt mit dem Auto machte meine kleine Schwester aus dem Fenster ein letztes Foto. Vor Kiews Toren – überall Panzer.
Was die Ukraine eigentlich zu bieten hat
Seit diesem Tag, dem 24. Februar, stehen Kiew und die gesamte Ukraine im medialen Fokus. Das Land wird mit Zerstörung, mit unvorstellbarem menschlichen Leid verbunden. Mit Folter und Tod. Doch wie die Ukraine eigentlich ist und was sie zu bieten hat, darüber weiß kaum jemand Bescheid.
Wenn ich an die Ukraine denke, dann erinnere ich mich an herzliche, gastfreundliche Menschen. An Einladungen zum Schaschlik-Essen auf dem Land, an Urlaub in Odessa am Schwarzen Meer, an heiße Sommertage am Ufer des Dneprs.
Ich sehe die stets gut besuchte Flaniermeile Chreschtschatyk in Kiew vor mir mit ihren prächtigen Bauten an beiden Seiten. Die vielen Geschäfte, Cafés, Restaurants. Das Höhlenkloster mit seinen vergoldeten Kuppeln und seinen unterirdischen Gänge.
Und natürlich den breiten Hauptplatz Majdan mit seinem Unabhängigkeitsdenkmal. Dieses Denkmal ist vom Krieg bislang unberührt geblieben.
Es ragt hoch in den Himmel und symbolisiert mehr denn je den Willen der ukrainischen Bevölkerung ihr Land und ihre Freiheit zu verteidigen. Zum zweiten Jahrestag wird es hoffentlich immer noch stehen, und in der Ukraine endlich wieder Frieden eingekehrt sein.
Ich bin Jana Freiberger, Journalistin, und schreibe auf diesem Blog über meinen Alltag, Reisen und manchmal auch über gutes Essen.
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