Ich wollte nicht in Winterhude wohnen, tue ich aber seit Anfang des Jahres und bin jetzt großer Fan. In erster Linie von den Menschen, die ich von meinem Balkon aus alle im Blick habe. Die Lage meines Hochsitzes etwa vier Meter über dem Boden ist für meine Zwecke perfekt, da mich dort nicht jeder vorbei Spazierende sofort entdeckt und mir gleichzeitig nichts und niemand entgeht. Reinhold Beckmann beispielsweise habe ich trotz des Basecaps, das sich der Moderator zur besseren Tarnung tief ins Gesicht gezogen hatte, gleich erkannt.
Neben den Promis, die es sich an der Alster gut gehen lassen, gibt es hier natürlich auch noch die Rich Kids. Ihr eigentliches Territorium ist zwar das Nobelviertel Eppendorf, das an den Stadtteil Winterhude grenzt, aber mit etwas Glück sichtet man eins dieser scheuen Wesen, die lieber unter sich bleiben und am Wochenende auf Papas Yacht feiern, auch vor meinem Balkon. Zu erkennen sind sie an ihrem seidig glänzenden Haar, ihrer quasi porenlosen Haut, ihrer hochgewachsenen Statur sowie der gewollt lässigen und eindeutig kostspieligen Kleidung.
Der hotteste Shit sind zurzeit beige Sommermäntel. Und auch beige Wollwesten catwalken ab und zu unter meiner Aussichtsplattform vorbei. Um dieser meist weit geschnittenen Oberbekleidung etwas mehr Form zu geben, schnallt sich die Hamburger Upper Class einen Beutel um die Brust. Bevorzugt von Louis oder Donatella. An die Füße lassen diese schönen Menschen nur ganz bestimmte weiße Adidas-Socken – die "Mid-Cut Crew Socken" sind seit Wochen überall ausverkauft. Darüber werden weiße Ugly Shoes gestülpt.
Aber nichts und niemand versetzt mich so sehr in Verzückung wie meine süßen Mini-Jogger. Kleine Kinder‚ die ihre rausgeputzten Mütter beim Laufen begleiten und zu diesem Zweck gerne in das matchende Outfit gesteckt werden. Schließlich muss man den Nachbarn ja irgendwie zeigen, dass das Accessoire auf zwei Beinen zu einem gehört. Und gerade Mädchen müssen nunmal früh im Leben lernen, dass sie es nur mit einem durchtrainierten Body zu was bringen werden – oder denkt hier etwa jemand, dass sich ein erfolgreicher CEO was anderes als eine Size Zero zur Frau nimmt?
Grüße aus der Hood.
Ich bin Jana Freiberger, Journalistin, und schreibe auf diesem Blog über meinen Alltag, Reisen und gutes Essen.
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