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AutorenbildJana

Merkel sagt Basta zu Pasta

Aktualisiert: 14. Nov. 2022


Pasta mit Trüffeln und Pfeffer
Spaghetti mit Tartufo Bianco - eines von etlichen Pastagerichten der vergangenen Woche.

Kaum ist die erste Woche in Italien vorbei, treibt mir der Gang auf die Waage Tränen in die Augen. Zwei Kilo hab ich zugelegt. Nicht schlecht. Jede italienische Mama wäre von meinem unstillbaren Appetit begeistert.


Workaway in Italien: von Pizza und und noch mehr Pasta


Überzeugt, dass etwas mit der Waage nicht stimmt, schalte ich sie mehrfach aus und wieder an und teste, ob wohl die Fliesen der beste Untergrund sind oder doch der Marmorboden. Nach einigen Minuten steht fest: die Waage funktioniert, ich bin fett geworden. Und ich weiß beim besten Willen nicht, warum ich so überrascht tue. Eine Woche lang wurden wir ausschließlich mit Pizza und Pasta gefüttert. Pasta mit Pilzen, Pasta mit Pesto, Pasta mit Speck, Pasta mit Granatapfel, Pasta mit Tartufo Bianco. Dazu mindestens eine Flasche Wein, manchmal zwei oder drei. Gelato aus Büffelmilch gab’s zwischendurch. Obst und Gemüse? Nope. Ich weiß nicht, wie viel körperliche Arbeit nötig ist, um diesen Kalorienberg zu verbrennen. Fünf Stunden Olivenernte am Tag haben offensichtlich nicht ausgereicht.


Alte Herren und ihr Vino


Kurzer Schwenk zurück zu der Sache mit dem Wein. Dass Italiener gerne Wein trinken, ist kein Geheimnis. Der Dottore, unser Gast- und Arbeitgeber, und seine Freunde haben aber eine außergewöhnlich innige Beziehung zum Alkohol. Nicht nur, dass beim Abendessen mehrere Flaschen Wein geordert werden, auch in der Mittagspause werden uns neben Wein, der ist obligatorisch, Bier und Likör serviert. Und vom Autofahren hält der Alkoholgenuss die älteren Herren natürlich auch nicht ab. Ein Italiener kann sich auch mit zwei Promille im Blut durch den Straßenverkehr manövrieren. Ihrer Ansicht nach zumindest. Nach ein paar Tagen irritiert es uns schon fast, wenn wir mal nicht auf dem Mittelstreifen fahren.


Unpünktlichkeit


Doch der Dottore trinkt nicht nur gerne, er bestätigt auch ein weiteres Klischee. Unpünktlichkeit. Hier ein Beispiel. Schon früh am Morgen kommt die Ansage, dass um 19.30 Uhr gegessen wird. Überpünktlich sitzen Drew, Davide und ich am Abend im Wohnzimmer und warten. Und warten. Und warten. Erst gegen kurz vor neun stürmt unser rüstiger Rentner durch die Tür und – das ist der beste Teil der Geschichte – drückt Davide eine Packung Salsiccia und einen Salat in die Hand. Zusammen mit der Auskunft, dass er keine Zeit habe, zu kochen. Heute koche Davide. Kurze Irritation. Aber wir sind zu diesem Zeitpunkt schon so einiges gewöhnt. Eine halbe Stunde später steht das Essen auf dem gedeckten Tisch. Vom Dottore keine Spur. Erst als die Würste ganz sicher nicht mehr warm sind, spaziert er telefonierend in die Küche. Scusa. Sagt er. Va fanculo. Denke ich.


Giuseppe und das Problem mit dem süditalienischen Dialekt


Unser Gastgeber hat aber auch seine guten Seiten: Er fährt uns zweimal ans Meer, lädt uns zum Essen ein, bringt uns nach Agropoli, nach Paestum, zum Trüffelfest und die Arbeit auf seiner idyllischen Farm macht wirklich Spaß. Was zum Großteil an Giuseppe, dem 60-jährigen Farmarbeiter liegt, der gerne mit uns drei Workawayern zusammenarbeitet. Unterhalten kann sich aber nur Davide mit ihm, da er den südländischen Dialekt versteht. Drew spricht zwar Italienisch, scheitert aber am Dialekt, mein Italienisch steckt generell eher noch in den Kinderschuhen. Was noch nett ausgedrückt ist. Den Namen seines Landsmannes kann sich Giuseppe schnell merken, bei Drew und mir macht er sich gar nicht erst die Mühe. Den Engländer nennt er Johnson, die Deutsche Merkel. Basta.


Zwei Personen sammeln Oliven auf
Johnson und Merkel bei der Olivenernte. Die zwei Italiener waren wahrscheinlich gerade ein Glas Wein trinken.

Nachdem die erste Woche uns mehr abverlangt hat, als erwartet, haben Davide und ich entschieden, die zweite Woche in der Ferienwohnung seiner Familie in Porto San Giorgio an der Adria zu verbringen. Ich kann mich physisch und psychisch auf mein nächstes Workaway-Projekt vorbereiten und Davide kann die letzten Tage, bevor er zurück nach Hamburg muss, entspannen. Jetzt geht's erstmal in den Supermarkt. Obst und Gemüse kaufen.


Ciao, bella Campania!



Ich bin Jana Freiberger, Journalistin, und schreibe auf diesem Blog über meinen Alltag, Reisen und gutes Essen.


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